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Frühlingsgefühle

Liebe Leser*innen,
In meinen letzten Kolumnen schrieb ich über Symbole in der griechischen Antike. Heute will ich auf ein Konzept mit vielen Symbolen eingehen.
Liebe.
In der griechischen Antike gab es unterschiedliche Konzepte von Liebe. Insgesamt sechs bis acht Formen, je nach Auslegung. Einige wurden auch durch verschiedene Göttinnen und Götter verkörpert. Bekannt sind vor allem Eros, Amor und Aphrodite. Es gibt noch weitere Formen der Liebe und diese will ich in dieser Kolumne vorstellen.
Es gibt:
-Eros, die sexuelle Liebe, oder Lust, wird durch die Fruchtbarkeitsgötter Eros & Aphrodite dargestellt. Diese Form von Liebe dient unter anderem der Fortpflanzung. Sie machte den Griechen auch etwas Angst, da ein gewisser Kontrollverlust einher geht, wenn man sich den Trieben hingibt.
– Ludus, die verspielte Liebe, ist an Eros angrenzend, kann sexuelle Liebe ersetzen, ist aber etwas Eigenes. Ein Tanzabend kann auch unter dem Ludus angesehen werden.
-Agape, die bedingungslose, geschenkte Liebe, welche für das Christentum zentral ist. Das griechische «Agape» wird im lateinischen zu «Caritas» übersetzt, welches wir heute mit Wohltätigkeit übersetzen. In den Paulusbriefen läuft vieles in der Beziehung «Gott und Mensch» über Gottes Agape für den Menschen.
-Philia, Freundesliebe, ist ein Grundbaustein der Gesellschaft. Kameradschaft und Freundschaft sind gleichwertig wie eine romantische Liebesbeziehung.
-Philautia, die Selbstliebe. Aristoteles unterscheidet hier zwei Sorten;
Die wahre Philautia, also Liebe-für-sich-selbst, die es ermöglicht, andere zu lieben. Das Gegenstück ist die ungesunde Philautia, die wir Narzissmus nennen würden. Eine ungesunde Selbstüberhöhung, die Zusammenleben verunmöglicht.
-Storge, die Familienliebe. Diese Form von Liebe wird häufig ausgelassen, da sie mit der Philia verbunden werden kann. Ich finde den Gedanken einer Liebe, die primär familiäre Verbindungen darstellt, jedoch wichtig.
-Pragma, die andauernde Liebe, hatte einen vertraglichen Charakter. Es ist die Form der Liebe, die nüchtern und aus Menschenverstand und Solidarität zwischen Ehe(vertrags)partner*innen ein Zusammenleben gestaltet. Sie kann auch für von Kompromissen geprägte, langjährige Freundschaften stehen.
Das Pragma ist im Grunde die Vorlage für unsere moderne Vorstellung von Liebesbezihungen. Ein Teppich aus Pragma, der mit Elementen von Ludus, Eros, Philia und Storge erweitert wurde.
Damit wünsche ich Ihnen, liebe Leser*Innen, ein schönes Wochenende mit ganz viel Liebe, in all ihren wunderbaren Formen.
Dario Dello Buono
Ursprünglich erschienen in:
Anzeige-Blatt, 12.04.2025

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